Endlich ist der Winter (gefühlt war er ja gar nicht da) vorüber. Für den Imker* gilt es nun, die Früchte seiner Arbeit zu ernten: erfolgreiche Volksführung, Betriebsweise und Varroabekämpfung, sowie eine ausreichende Einfütterung führen zu guter Volksstärke und erfolgreicher Durchlenzung im neuen Jahr.
Mit der Salweidenblüte gibt es erstmals für die Bienen ein gutes Pollenangebot und mit der Blüte startet die Königin das Wachstumsbrutgeschäft, da nun ausreichend Pollen zur Versorgung des Nachwuchses eingesammelt werden kann. In 2020 blühte die Salweide sehr früh und diese einträgliche Pollentracht blieb den Ladies vielerorts verwehrt. Die Blüte gibt aber auch für den Imker* das Startzeichen, seine imkerlichen Aktivitäten an den Völkern wieder aufzunehmen. Die erste zügige Prüfung und Erweiterung an den Völkern steht an – idealerweise an einem sonnigen, windstillen und warmen (+10°) Flugtag.

Es darf wieder geimkert werden

An den Völlkern selbst können und sollten nun erste Handgriffe gemacht werden. Ich nähere mich dabei den Völkern behutsam, ausgestattet mit Smoker und griffbereiter Schutzkleidung, an. Dabei leitet mich vor allem der Respekt vor dem Leben des Biens und jeder einzelnen Biene. Wenn ich merke, dass die Damen ob der Durchlenzung noch nicht wieder richtig gut drauf sind, schützt mein Schleier vor allem die Biene, die mit Ihrem Stich in die menschliche Haut ihr Leben lassen würde -ausschließlich 😉

Fluglochbeobachtung & Volksstärke

Der erste Blick am Stand gilt den Fluglochlöchern. Sind die Ladies unterwegs? Tragen sie schon Pollenein? Dies lässt erste Schlüsse auf das Innenleben zu.
Unter folgendem Link findet ihr ein kurzes Video zur Fluglochbeobachtung

Nach der Fluglochbeobachtung geht es dann endlich an die Beute. Wenn die Ladies ausgeflogen sind, dann ist das schonmal ein gutes Zeichen und das Gröbste ist überstanden. Der nächste Schritt ist das ‚Wiegen‘ der Völker. Durch sogenanntes Ankippen von Hinten kann das Gewicht abgeschätzt werden, was wiederum Rückschlüsse auf den überlebenswichtig Futtervorrat zulässt. Denn das ist ja der Deal in der Imkerei: Der Imker mopst den Honig und ersetzt diesen durch Futter.
Faule Imker wiegen alle Völker und kontrollieren dann das leichteste 😉

Deckel auf und reingeschaut

Dann soll es endlich an das innere der Beuten gehen. Spanngurte und Beschwerungssteine werden entfernt, bevor erst Blech- und dann Holzdeckel entfernt werden.

Folie oder keine Folie

In der Natur hat der Bienenstock nicht wirklich eine Folie unterm Dach, in meiner Imkerei schon und ein positiver Benefit zeigt sich genau jetzt: nachdem der Holzdeckel entfernt wurde – was relativ leicht zu bewerkstelligen war, aufgrund der Folie (der Deckel ist dann nicht an die Beute gekittet) – trennt den Imker und seine Bienen nun eine transparente Folie. Diese reguliert den ersten Kontakt, sodass kurz geprüft wird, wie viele Wabengassen besetzt sind und wo die Bienen ’sitzen‘, ohne das direkt Wind und Wetter in die Beute rauschen. Ich habe als Alternative Armierungsgewebe ausprobiert, welches die Bienen im Gegensatz zur Folie versuchen zuzumachen.
Durch eine eingelegte Varroawindel kann sich der faule Imker* auch ein Bild vom Leben des Biens machen: Bienensitz und auch Befallstärke der Milbe.

Ein Blick in den Boden schadet nicht

Eine Anmeldung erfolgt mithilfe des Smokers. Durch das Ankippen der Zarge kann – gerade bei Hochböden und natürlich abhängig von der Uhrzeit und der Witterung – auch die Bienentraube begutachtet werden. Wieviele Waben-Gassen umfasst die Bienentraube?
Gleichzeitig versichert sich der Imker*, dass das Flugloch nicht verstopft und der sogenannte Totenfall überschaubar ist und nicht zu Verstopfung des Fluglochs führt.
Der Boden kann, muss aber nicht gesäubert werden, wenn sich alles im Rahmen hält.

Bienentraube – Kugel – Kreis

Untersuchungen haben den Weg der Königin in der Eilage nach der Winterpause nachvollziehen können: naturgemäß pendelt sievon links nach rechts und vergrößert dabei ihren Radius .
So vergößert sie kontinuierlich das Brutnest und bindet sukzessive immer mehr Waben ein. In Summe führt dieses Eilage-Verhalten zu einer immer größer werdenden Kugel, die das Herzstück der Bienentraube bildet.
Um diesen natürlichen Trieb zu unterstützen, kann eine Futterwabe zwischen Brutnest und Zargenrand gehangen werden, wodurch indirekt das Brutnest auch mehr in die Mitte der Zarge gerückt wird.

Futterstatus und Annäherung an das Brutnest

Stark brütende Völker verbrauchen bis zu 2kg Futter in der Woche – und das es mal zwei Wochen regenet mit kalten Tagen dazwischen, ist ja nicht ungewöhnlich, gerade im Februar, März sollte ausreichend Futter in den Völkern vorhanden und vor allem für die Bienen erreichbar sein, damit die Durchlenzung erfolgreich bleibt.
Kontrolliert man mithilfe der Achtelmethode das schwächste Volk am Stand kann dadurch auf das Gewicht der anderen Völker geschlossen werden.
Bei einer Sichtkontrolle reicht oftmals ein ’schräger Blick‘ von oben ins Brutnest: Sieht man ggf. mithilfe einer Taschenlampe gute gefüllte Futterkränze, kann dies schon ausreichen – will man jedoch sichergehen, schaut der Imker* auch nach dem Befinden der Königin. Dafür muss er sie gar nicht suchen, sondern er prüft, ob die Königin in Eilage ist und mit dem Brutgeschäft begonnen hat.

der stete Begleiter: die Varroamilbe & die Futterkranzprobe

Ein gutes Investment (~25€ für 6 Völker) ist die Futterkranzprobe. Dafür kommt ein Bienensachverständiger* zum Stand, beprobt die Völker und sendet die Proben ein. Einige Zeit später gibts für den Imker die Untersuchungsergebnisse per Post. Diese werden dann an das Veterinäramt zur Ausstellung eines Gesundheitszeugnisses übersandt. Somit kann ich nachweisen, dass meine Völker in Ordnung sind – für mein Gewissen und wenn ich die Völker umziehen oder zur Wanderschaft einsetzen möchte.
Es macht auch Sinn, seine Varroa-Behandlungsmethoden zu prüfen, indem der natürlichen Varroafall mithilfe der Windel erfasst wird. Ist der Befall zu groß, würde ich das Volk behandeln. Dadurch fällt es aus der Honigproduktion aus. Ist mir bis dato jedoch noch nicht passiert.

Mäusegitter und Spechtnetze

Eine Arbeit, die dem Imker obliegt, ist die Anbringung von Mäusegittern zur Einwinterung (siehe oben) und deren Entfernung nach dem letzten Frost, ein sichtbarer Aspekt, der die Zeit zwischen Ein- und Auswinterung, optisch sichtbar werden lässt. Mit der Entfernung der Mäusegitter ist für mich die Durchlenzung abgeschlossen. Ob die Bienen das wohl auch so sehen?
Dieses Jahr wurde eine weitere Maßnahme nötig; denn wo der Specht in Schwerte in den letzten Jahren mit den Bienen im Einklang überwinterte, so kündigte er in diesem Jahr seine Anwesenheit an und bearbeitete fünf von sechs Völkern. Gott sei Dank verteilte er sein Engagement und investierte seine Energie nicht nur in eine Beute. Die Ladies überwinterten unbeschädigt – nur die Beuten bedürfen dann alsbald einer Instandhaltung. Vorübergehend wurden mithilfe von Holzspachtelmasse die Löcher verschlossen und Schutznetze erworden und aufgespannt.
Dabei gilt das alte Sprichwort meines Vaters: Wer billig kauft, kauft zweimal. Das aus dem Obst- und Gemüseanbau bekannte grüne, feine Netz ist in der Handhabung mehr gefrickel und zudem wenig reißfest.

Erweiterung von einzargig-überwinterten Jungvölkern – Durchlenzung fast abgeschlossen

Je nach Betriebsweise gilt es zur Salweide, einzargig eingewinterte Völker mit einem weiteren Brutraum zu erweitern. Ich parke zudem über den Winter bei einzargigen Völkern die zweite Zarge auf dem Brutraum, dann spare ich mir Lagerplatz. Zudem ’soll‘ sich die Überwinterung mit „kaltem Kopf und kalten Füßen“, also oben mit einer Leerzarge und unten mit offenem Boden, nicht negativ sondern ganz im Gegenteil, positiv auf die Konstitution des Biens auswirken. Bienen heizen bekanntlich nicht den Raum wie der Mensch es tut, sondern nur die Traube. Pia Aumeyer´s Betriebsweise folgend ist deshalb auch die Nutzung von Wärmeschieden zu vernachlässigen.

Erweiterung zur Kirschblüte mit dem Honigraum

Zur Kirschblüte bekommen die Völker dann eine weitere Zarge, die dann den Honigraum bildet. Mit der Kirsch- und Obstbaumblüte startet auch der Raps – ein vielfältiges Angebot an Futter steht nun also bereit – Durchlenzung abgeschlossen.
In den nun erweiterten Honigraum kommen immer die neuen Rämchen und ausschließlich unbebrütete Waben rein. Insgesamt besteht (m)eine Beute also aus Brutraum 1 und 2 sowie einem Hongiraum – er ist also dreizargig.
In diesem Jahr werde ich neben dieser Betriebsweise auch jene mit nur einem Brutraum ausprobieren (–> zweizargig).

Voraussetzung: Rähmchen säubern und Mittelwände einlöten

Damit die Beuten erweitert werden können, müssen zuvor die Mittelwände in die Rähmchen gelötet werden. In meiner Betriebsweise leben und arbeiten die Bienen auf 3 Zargen a 10 Rähmchen. Jedes Jahr wird eine der drei Zargen mit Rähmchen aussortiert und dafür neue Mittelwände ausgebaut. Damit nehme ich dunkle Altwaben, die zwei Jahre bebrütet wurden, raus, schmelze sie ein und gebe diese zur Umarbeitung für neue Mittelwände.
Der Imker* ist gut beraten, das Einlöten der Mittelwände vorbereitet und die Rähmchen griffbereit zu haben – eine klassische Arbeit für die dunkle Winterzeit während der Durchlenzung.

Ich wünsche Euch allen eine gute Saison sowie ein gutes Jahr 2020.
Euer Karumpel

aktualisiert: 05. April 2020