Die magischen Sieben aus dem Bienenstock

Aus dem Bienenstock können sieben wertvolle „Produkte“ gewonnen werden. Unter diese klassischen Sieben fällt allerdings nicht die Stockluft, die in letzter Zeit immer mehr Aufmerksamkeit genießt und in der Atemtherapie ihr Einsatzgebiet findet. Das Einatmen der nahezu keimfreien und sterilen Luft soll dabei gut für Atemwegsinfektionen sein.
Daneben zerfallen die magischen Sieben in Folgende „Produkte“, die aus bzw. in einem Bienenstock gewonnen werden können:

  1. Honig
  2. Pollen (Perga)
  3. Wachs
  4. Propolis
  5. Königinnenfuttersaft (Gelee royale)
  6. Bienen
  7. Bienengift

In der Natur- und Hausmedizin finden alle magischen sieben Substanzen Eingang. Bereits die alten Ägypter nutzten die Eigenschaften des Propolis für den Mumifizierungsprozess. Ob sie aber auch Bienen zu Globuli zermahlen haben… Wie dem auch sei:
In den letzten Jahren wächst die Bewusstheit für natürliche (bio)Produkte wieder – zumindest bei mir 😉 – und Großmütterchens Heilmittel halten auch in den modernen Haushalten wieder Einzug.

Ein Blick in den Bienenstock zeigt 5 der 7 Magischen "Produkte"
Fünf der Sieben sind hier zu sehen: Bienen, Bienengift, (Deckel-)Wachs, Propolis & Honig

Honig – regional und mit viel Liebe gemacht.


Honig – sicherlich der bekannteste Vertreter, wenn es um Gutes aus dem Bienenstock geht. In der Naturheilkunde dient Honig zur Linderung von Halsschmerzen und Husten sowie zur Wundheilung. Die antibiotische Wirkung von Honig – insbesondere bei Wunden – wurde wissenschaftlich bestätigt und von Generationen von Menschen vor uns auch praktisch angewandt. Heute ist vielerorts, insbesondere in den hochtechnisierten Gesellschaften, dieses Wissen verlustig gegangen.
Eine zweite „Wunder“-Eigenschaft hat Honig in Bezug auf antibakterielle Mechanismen, die auf seiner osmotischen Eigenschaft beruhen. Das bedeutet, das Honig Wasser und Wundflüssigkeit auszieht und dabei Bakterien ausschwemmt. Darüber hinaus kann Honig durch das Enzym Glukose-Oxidase Bakterien direkt in der Wunder abtöten . Sogenannte Inhibine beschleunigen zudem die Wundheilung.

Manukahonig – einfach ein bisschen mehr

Manukahonig, der einzige als Arzneimittel zugelassene Honig, wird von einer artverwandten Pflanze des Teebaums gewonnen. Er zeichnet sich durch seinen Methylglyoxal-Gehalt (MGO) aus. Dies verschafft ihm eine besondere Stellung unter den Honigen.
MGO ist ein Zuckerabbauprodukt und weist enorme antibakterielle Wirkung auf, insbesondere gegen Staphylokokken und Kolibakterien. Er kann sich sogar gegen sogenannten multiresistente Krankenhauskeime behaupten.
MGO ist dabei in allen Honigen enthalten, doch weist der Manukahonig eine immens hohe Konzentration auf (300-700mg pro Kilo, wohingegen „normaler“ Honig 1-2mg pro Kilo aufweist). Natürlich gibt es Abstufungen, die durch den MGO-Gehalt auf dem Manukahonigglas mit Zahlen von 100-550 angegeben werden. Je mehr desto besser.
Die Wirkungen des Manukahonigs sind ob des Methylglyoxal und des Wasserstoffperoxids:

  1. antibakteriell
  2. antiviral
  3. antimykotisch

Deswegen findet er insbesondere in der Entzündungshemnis, Wundheilung und bei Pilzinfektionen mittlerweile auch bei uns Anwendungsgebiete, etwa bei Rachenentzündungen, Magen-Darm-Beschwerden sowie zur Desinfizierung und bei Hautkrankheiten.
Ob wir den Naturvölkern wie etwa den Maori hinterher sind, wage ich nicht zu beurteilen, aber das wir die Natur nicht dominieren, sollte spätestens mit dem Covid19-Virus mehr als deutlich geworden sein.

Die größte Kunst des Imkers* besteht wohl darin, einen fairen Preis für sein Produkt festzulegen. Die Preiskalkulationstabelle kann dabei helfen.

Honig Wabe offene Zellen

Honig: der Weg bis ins Glas

Bienen halten macht Spaß, Honig produzieren macht Arbeit, so oder so ähnlich äußert sich Dr.*in Pia Aumeier. Je länger ich imkere, desto besser verstehe ich, was sie meint.
Hier stelle ich die einzelnen Etappen des Honiggewinnungsprozesses vor, bei dem die Imkerin idealerweise keinen oder möglichst wenig Bienenkontakt hat.

Anflug ans Flugloch mit Mäusegitter. Bienen tragen den Pollen in ihren Höschen in den Bienenstock.

Von Pollen zum Perga, Bienenbrot

Pollen dient für uns Menschen als hochkonzentrierte Quelle an Aminosäuren und Proteinen, Weiter enthält er Spurenelemente, Mineralien, Vitamine und Kohlenhydrate.
Pollen sind die männlichen Samenzellen der Pflanzen. Zur Einnahme empfiehlt sich, den Pollen mehrere Stunden in Wasser, Milch oder ähnlichem einzuweichen.

Anhand der Farbe des eingetragenen Pollens kann auch der interessierte Imker* ohne Analyse herausbekommen, was die Bienen im Umfeld des Standortes sammeln. Eine Tabelle findet ihr etwa hier im Wiki der Bienenzeitung.

verschiedenfarbiger Pollen in der Wabe


Perga ist die weiterverarbeitete Form des Pollens, die durch Zugabe von Drüsensekreten fermentiert, mit einer feinen Propolisschicht überzogen und dadurch haltbar wird. Perga kann ob des Fermentierungsprozess direkt eingenommen werden,
Zur Pergagewinnung habe ich auf dem Apitherapietag 2018 Geräte gesehen. Es gibt eben für alles etwas.

Wachs – oder auch die Inneneinrichtung des Bienenstocks

Neben Propolis wird im Bienenstock immer Wachs produziert. Wachs dient im Bienenstock als zentrales Instrument zur Lagerung, Speicherung und auch als Kommunikationsmedium – nach Jürgen Tautz das größte soziophysiologisches Organ. Außerhalb wird Wachs für duftende Kerzen, Auflagen zur Wund- und Wärmebehandlung und insbesondere in der Kosmetik genutzt, wo es als Basisstoff für Cremes und Salben benutzt wird. Dabei wird gerne das Deckelwachs benutzt, womit der Honig verschlossen wird und der Imker* sich bei der Honigernte entscheiden muss, ob er sich einer Heißluftpistole oder der Entdeckelungsgabel bedient. Das Wabenwachs wird durch einen Schmelzprozess verflüssigt und geklärt.
Ebenfalls bei der Herstellung von Wachstüchern hat der Imker* die Qual der Wahl. Mühsam „geerntetes“ Deckelwachs oder doch dasjenige aus dem „normalen“ Wabenbau?!

Jede Biene kann Wachs produzieren und sie tuen es zwischen dem 12. und 18. Lebenstag. Die ausgeschwitzten Wachsschüppchen wiegen etwa 0,8 mg. Die Färbung des Wachses rührt von Honig, Pollen und Propolis und Brütrückständen wie Nymphenhäutchen und Kot her. Ebenfalls können sich im Wachs Schadstoffe gut ablagern, insbesondere fettlösliche Stoffe aus der Varroabehandlung oder Pflanzenschutzmitteln.

Propolis – im Bienenstock zu finden

Propolis ist antiviral, antibakteriell, antifungal und antibiotisch. Es stammt überwiegend von Birken, Pappeln, Erlen, Kastanien und Weiden und wird durch Kittharzsammlerinnen analog zu Pollen an den Hinterbeinen in den Stock eingetragen. Durch die Ladies wird das Harz mit Sekreten und Wachs angereichert. Im Stock benutzen es die Bienen etwa um die die Zellenränder auf den Waben zu überziehen und zu polieren. Kleine Löcher und Fremdkörper werden ebenfalls propolisiert und dadurch ungefährlich für das Mikroklima im Stock, welches bei relativ hoher Luftfeuchtigkeit und Temperaturen um die 35°C perfekte Rahmenbedingungen für Keime und Bakterien. Durch das Auskleiden des Bienenstocks insbesondere am Flugloch, wo das Propolis quasi als Fussmatte genutzt wird, kreieren sich die Bienen ein nahezu keimfreies Mikroklima.

Zusammensetzung und Anwendungsgebiete ausserhalb des Bienenstocks

In Propolis konnten bis dato über 200 Einzelsubstanzen nachgewiesen werden. Neben bis zu 60% Pflanzenharzen, 30% Bienenwachs, 10% ätherische Öle enthält Propolis 10 – 20% Vitamine, Antibiotika, Enzyme, Spurenelemente und sekundäre Pflanzenstoffe wie Flavonoide. Viele Inhaltsstoffe sind dabei noch unbekannt. Die Zusammensetzung variiert von Stock zu Stock, von Jahr zu Jahr und ebenfalls zwischen den Standorten.
Dadurch ist Propolis nicht standardisierbar – ein großes Ungemach für unsere durchstandardisierte Gesellschaft, andererseits das große Benefit gegen multiresistente Keime.
Anwendungsgebiete sind: Halsschmerzen, Mund- und Zahnhygiene, in Salbenform gegen Herpes und andere Hautirritationen. In Tierversuchen wurde zudem eine zytostatische Wirkung nachgewiesen.

Für einen Imker hält ein Bienenvolk etwa 60-100Gramm Propolis bereit, wenn er es zu gewinnen weiß.

Vorsicht ist ob der vielfältigen Inhaltsstoffe bei Allergikern geboten!

Gelee Royale

Ebenso wie Pollen ist der Königinnenfuttersaft als Superfood zu bezeichnen. Da zur Gewinnung Königinzellen angelegt und der dann sukzessiv eingelagerte Saft abgesogen wird, habe ich mich von der „Gewinnung“ bis dato ferngehalten.

die Maden liegen zwischen dem ersten und dritten Tag im Gelee Royale. Danach erhält nur eine Königinnenzelle weitere Versorgung mit Gelee Royale.
Die Maden liegen zwischen dem ersten und dritten Tag im Gelee Royale. Danach erhält nur eine Königinnenzelle weitere Versorgung mit Gelee Royale.


Doch überlege man:
Eine Arbeiterin bekommt nur in den ersten drei (1-3 Ei) bis fünf (nach dem Ei- folgt das Larvenstadium) Tagen diesen Futtersaft, die Königin hingegen bekommt ihn durchgehend, idealerweise im Überfluss. Die Arbeiterinnen im Bien sind folglich degeneriert Königinnen – denn einzig entscheidend ist die Menge des zur Verfügung gestellten Futtersaftes. für die Entwicklung der Biene.

Bienen – die Bewohnerinnen des Bienenstocks

In der homöopathischen Heilkunde werden aus getrockneten und pulverisierten Bienenkörpern Globuli hergestellt.
Diese sollen gegen akute Entzündungen, Halsschmerzen und Insektenstiche helfen.

Bienenwabe im Rähmchen. mehrere Rähmchen (bis zu 12) bilden dann die Inneneinrichtung im Bienenstock.

Die eine besondere Biene, nämlich die Königin, wird in der anthroposophischen Medizin zusammen mit Gold als Kompositionspräparat gegen Depression, Nervosität und psychosomatische Störung eingesetzt.

Abhängende Bienen

Bienengift – nicht so Recht aus dem Bienenstock

Bienengift (Apisinum) findet seine Anwendung insbesondere in der Api- und Schmerztherapie. Daneben werden auch aus dem Bienengift Globuli hergestellt. Alternativ wird dies mit Milchzucker in Tabletten- oder Tropfenform konserviert und angewendet.
Beim gezielten Stich eines Menschen in der Apitherapie verliert die Biene Ihr Leben, da der Stachel in der menschlichen Haut verbleibt.

nicht klasssich, hilft aber: Stockluft

Die Luft aus dem Bienenstock wird in der Atemwegstherapie eingesetzt. Dabei hat wiederum jeder Stock seinen speziellen Geruch, den wir Menschen wahrnehmen können, wenn auch nicht so facettenreich wie die Bienen,

Literaturhinweis / Quellenhinweis:


frei paraphrasiert nach: Johannes Wirz, Norbert Poeplau; Wachs und Propolis, Bienen und Natur, 10/2020, S. 8-11.

2 Antworten auf „Die magischen Sieben aus dem Bienenstock“

  1. Danke für den tollen Beitrag. Honig sollte in keinem Haushalt fehlen. Außerdem ist Honig sehr köstlich. Ich persönlich bevorzuge dunkle Sorten. Es gibt reichliche Varianten, je nach Region und Jahreszeit. In Deutschland genießen wir eine breite Reichweite an unterschiedlichen Sorten und großer Anzahl von Imker. Uns schmeckt unter anderem Edelkastanienhonig und Manuka Honig.

    Honig ist auch ein bewährtes Mittel gegen Bauchschmerzen.
    siehe hier https://www.mhs-4-you.com/manuka-honig-anwendungsgebiete/#Hilft_Honig_bei_Magenschmerzen

    LG Sean und Laura

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